Geschichte

Vom Feuereimer zur vierrädrigen Spritze

Die ersten Jahre der Eismannsberger Feuerwehr (1870-1918)

Die offizielle Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Eismannsberg erfolgte rela­tiv spät. Erst am 23. August 1905 wurde die Freiwilligen-Wehr aus der Taufe geho­ben. In den Nachbargemeinden war dies schon viel früher der Fall gewesen: In Baindlkirch schon 24 Jahre vorher, im Jahr 1881, in Bachern 1885 und in Euras­burg 1894. Nur in den kleinsten Gemeinden im damaligen Bezirksamt (= Land­kreis) Friedberg gab es 1905 noch keine fest organisierte Freiwillige Feuerwehr. Die Hochdorfer, Weitenrieder und Zillenberger zogen 1906 nach, 1907 ist das Gründungsjahr der Sirchenrieder Feuerwehr und als letztes fand sich 1909 in Wif­fertshausen eine Freiwilligen-Truppe. Kurz vor der Gründung am 23. August 1905 waren im jetzigen Fasanenweg in Eismannsberg ein Bauernhof und drei Anwe­sen einem Großbrand zum Opfer gefallen. Zündelnde Kinder hatten das Groß­feuer verursacht, das den Martelbauern-Hof sowie die Anwesen Mugala und Neu­bauer zerstörte. Anschließend ging das Geitner-Anwesen durch die unsachgemäße Lagerung von Brandkalk in Flammen auf. Ein Löschen der Feuer war kaum mög­lich, da die Odelfässer, mit denen Wasser herangeschafft wurde, aufgrund des heißen und trockenen Sommerwetters ausgedörrt waren und nicht dicht hiel­ten. Weil die Wassergräben ausgetrocknet waren, mußte das Wasser von der Roßschwemme zwischen Eismannsberg und Zillenberg herangefahren werden.

Doch auch schon vor 1905 sorgten staatliche und gemeindliche Bestimmungen dafür, dass die Einwohner von Asbach, Burgstall, Eismannsberg und Holzburg dem Feuer nicht ganz hilflos ausgeliefert waren. Bei Bränden rückte die gemeindliche Pflichtfeuerwehr aus. Welches Feuerlöschgerät Hausbesitzer und Gemeinden vor­halten mussten, bestimmte eine »Distriktpolizeiliche Vorschrift« des Friedberger Bezirksamtes vom 28. April 1874. Darin war etwa geregelt, dass jeder Besitzer eines Wohnhauses einen Feuereimer oder ein sonst »geeignetes Gefäß von mindestens zehn Liter Inhalt» bereitzuhalten hatte. Die Gemeinden mussten je nach Größe der Ortschaften tragbare Feuerwehrleitern anschaffen. Feuerlöschmaschinen sollten für jedes Dorf mit mehr als zehn Wohngebäuden angeschafft werden. In der Gemeinde Eismannsberg reichte trotz der vier Ortschaften eine zweirädrige Sprit­ze, da nur Eismannsberg damals mehr als zehn Häuser zählte. Diese Spritze muss­te das Wasser 20 Meter weit werfen und mindestens 80 Liter Wasser pro Minute fördern.

Zur Pflichtfeuerwehr wurden ab 1874 alle Männer im Alter von 18 bis 60 Jahren herangezogen. Sie mussten sich »bei einem, im Orte ausgebrochenen Brande am Brandplatz (einfinden), um Dienste zu leisten«...

Ein Jahr zuvor, 1873, befaßte sich auch schon eine »ortspolizeiliche Vorschrift« mit dem Feuerlöschwesen. Darin war auch verankert, daß die Besitzer von Pferde­gespannen verpflichtet seien, »dasselbe zur Bespannung der Feuerspritze und für die Wasserzufuhr auf Aufforderung sofort zu stellen«.

Zum Ausräumen vom Feuer bedrohter Wohnungen sowie zur Bewachung dieser Gegenstände könnten auch Frauen herangezogen werden, war weiter bestimmt.

Den Ausschlag zur Bildung Freiwilliger Feuerwehren hatten schon zwei Gene­rationen vor der Eismannsberger Feuerwehrgründung mehrere Brandkatastro­phen in den 40er Jahren des 19- Jahrhunderts gegeben. So wurden 1842 in Ham­burg duch Feuer 4000 Häuser zerstört und der Brand des Karlsruher Hoftheaters fordert 1847 63 Menschenleben. Die ältesten Freiwilligen Feuerwehren Bayerns wurden bereits in dieser Zeit gegründet. Die Gemeinde Windach im Kreis Lands­berg etwa kann auf eine nahezu 150jährige Tradition zurückblicken.

Auch schon kurz vor 1890 hatte es in der Gemeinde wieder einmal größer gebrannt. Das geht aus einem Bericht zur Gemeindevisitation des königlichen Bezirksam­tes von 1890 hervor:

 »Derjüngste große Brand in Eismannsberg wird die Gemeindeangehörigen belehrt haben, daß sie bei der abgeschiedenen Lage vorzüglich beim Ent­stehen eines Brandes auf ihre eigene Hilfeleistung angewiesen sind und daß die bisherige kleine zweirädrige Handspritze nicht genügt. Die Gemeinde­verwaltung hat deshalb bin nen 14 Tagen über die A nschaffu ng einer größe­ren Saug- und Druckspritze Entschluß zufassen.«

Für diese Investition, die 1000 bis 1200 Goldmark kosten sollte, könnten staatli­che Zuschüsse von 500 Mark bereitgestellt werden, hieß es in dem Schreiben weiter. Kurz darauf teilte Bürgermeister Jörg der vorgesetzten Behörde aber mit, dass die Gemeindeverwaltung kein neues Löschgerät kaufen werde.

 »Es sind zwei gutgängige Löschmaschinen vorhanden, zu deren Führung unsere Feuerwehrmannschaft... gut organisiert ist, eine so große Löschmaschine würde unsere ganze Mannschaft fordern um sie in Bewegung zu setzen.«

Für andere Arbeiten beim Brandschutz blieben keine Personen mehr übrig, schrieb Jörg weiter.

Zwei weitere Brände gab es in den 90er Jahren in Asbach, als innerhalb weniger Jahre zweimal das Anwesen Hausnummer 8 eingeäschert wurde.

 Auch in späteren Jahren erinnert das königliche Bezirksamt noch einmal an die Notwendigkeit, die feuerwehrtechnische Ausrüstung zu verbessern. Allerdings stieß es damit noch einige Zeit auf taube Ohren in Eismannsberg.

Das es in Eismannsberg auch mehrere Jahrzehnte dauerte, bis sich eine Freiwil­ligen-Wehr fand, lag wohl weniger an der Sorglosigkeit der Bevölkerung als viel­mehr an den geographischen und sozialen Verhältnissen am Ort. In einem Brief an das königliche Bezirksamt in Friedberg schilderte Bürgermeister Jörg in einer etwas eigenwilligen Sprache am 16. Juli 1894 diese Umstände:

»Jedem, die Gemeinde aus vier zirka bereits eine Stunde entfernten Ort­schaften besteht, die Bürger sind schon bereits bejahrte Männer. Bürger­söhne sind klein an der Zahl. Die Dienstknechte, welche sich zum öfteren nur ein Jahr in der Gemeinde aufhalten, sind hierzu nicht zu rechnen. So ist hieraus anzunehmen, dass vielleicht 10-15 Mann zu verzeichnen wären, was immer noch zu wenig ist. Infolgedessen ist es mit Sicherheit anzuneh­men, daß die Pflichtfeuerwehr in unserer Gemeinde vorzuziehen sei, und von der Gründung einer freiwilligen Feuerwehr unterthänigst Umgang zu nehmen wäre.«

Vielleicht hat Jörg damals die Zahlen etwas nach unten gerechnet. Allerdings war in den Jahren zuvor die Bevölkerung im Ort wohl durch Abwanderung in die Städ­te kräftig gesunken. So wurden 1871 303 Einwohner gezählt, während es 1900 nur noch 269 waren, etwas weniger wie heute. Und in dieser Zahl waren die offenbar häufig wechselnden Dienstknechte schon enthalten.

Angaben über die Stärke und Organisation der zu dieser Zeit tätigen Pflichtfeu­erwehr liegen nur spärlich vor. Es ist lediglich bekannt, dass 1880 der Feuerwehr­kommandant Miller hieß und es einen Feuerwehr-Ausschuß, bestehend aus Jakob

Gutenthaler, Engelbert Jörg und Erhard Klemm, gab. Dies berichtete Bürger­meister Jörgs Vorgänger Völk dem Bezirksamt in Friedberg.

Gegründet worden war die Pflichtfeuerwehr ein Jahr zuvor, 1879, heißt es in einem weiteren Bericht des Bürgermeisters. 54 Personen waren damals feuer­wehrpflichtig. Allerdings muss es damals nur eine recht lose Organisation gege­ben haben. Denn Statuten gab es nicht. Die Ausstattung der Feuerwehr war damals noch sehr bescheiden. Zwar konnte man im Brandfall auf eine zweirädri­ge Druckspritze zurückgreifen, die bereits 1870 erworben war, also noch bevor 1874 entsprechende Vorschriften erlassen wurden. Allerdings hatte man kei­ne Möglichkeit, das Wasser über weite Strecken zu leiten. Die Brandschützer hatten dazu nur einen 20 Meter langen Hanf-Schlauch. Ein Gerätehaus gab es damals noch nicht: Die Spritze lagerte beim Kramer, Leiter und Hacken beim Schmied in Eismannsberg.

Eine festere Feuerwehr-Organisation entwickelte sich erst 1905. Am 24. August konnte Bezirksfeuerwehr-Vertreter Robert Hartl an das königliche Bezirksamt eine weitere Neugründung aus Eismannsberg - es war die 41. Feuerwehr im Bezirksamt Friedberg — melden:

» (Ich) melde hiermit ergebenst, daß am Sonntag, den 23. des Monats in der Gemeinde Eismannsberg die Gründung einer freiwilligen Feuerwehr vor sich gegangen ist. Zur Aufnahme haben sich vorerst 24 Mann ange­meldet.«

Auch die seit langem vom Bezirksamt geforderte vierrädrige größere Spritze, die heute noch im Feuerwehrhaus steht, wurde nach der Katastrophe im Eis- mannsberger Oberdorf angeschafft. Die einst in Aussicht gestellten staatlichen Zuschüsse nahm die Gemeinde offenbar nicht wahr. Zumindest sind im Staats­archiv München keine entsprechenden Unterlagen vorhanden. Erst am 8. Juli 1918 wurde eine Förderung für Ausrüstungsgegenstände beantragt. Was damit beschafft werden sollte und ob es Geld aus der Staatskasse gab, geht aus den Archivalien jedoch nicht hervor.

1906 kam Hartl dann zur Überprüfung der neuen Löschmaschinen nach Eis­mannsberg und Zillenberg. Nachdem Hartl Druck und die Wurfweite des Wassers sowie die Förderkapazität geprüft hatte, stellte er fest:

»Die beiden Maschinen sind tadellos gebaut, und haben die Probe nach den Bestimmungen und Vorschriften über den Bau von Löschmaschinen voll­kommen bestanden.«

In diesem Jahr gab es für die Freiwillige Feuerwehr dann auch gleich eine Men­ge zu tun. Das Heckelmann-Anwesen ging in Flammen nieder. Ebenso brannte der Roßstall vom Wex nieder. Ernst ist es für das neue Löschgerät auch wieder 1909 geworden, als in Asbach kurz hintereinander der Hiasbauern-Hof und das Schwarz­mann-Anwesen abbrannten.

Mit der Gründung der Freiwilligen Feuerwehr war die seit 1879 bestehende Pflicht­feuerwehr nicht aufgelöst worden. Am 7. Juni 1913 beklagt Bürgermeister Mathias Lechner in einem Schreiben an das Bezirksamt das geringe Engagement der Pflicht­feuerwehr.

»Von den Mitgliedern der Pflichtfeuerwehr wurden die abgehaltenen zwei

Feuerwehrübungen durchgehends wenig besucht. Am 25. Mai, der letzten

Übung, fehlten unentschuldigt:

Wittmann Johann, Bauer in Eismannsberg

Kellerer Johann, Bauer in Holzburg

Bichler Franz, Bauer in Asbach

Schwarzmann Josef, Schreiner in Asbach

Kistler Georg, Dienstknecht Holzburg

Sandmeier Franz, Dienstknecht Holzburg.

Das königliche Bezirksamt wird gebeten, in dieser Sache Abhilfe zu schaffen.«

Wie das geschehen sollte, schrieb Lechner auch. Seine Benachrichtigung enthielt den Absatz:

 »Mit dem Beifügen, daß es Sache des Feuerwehrkommandos ist, unentschuldigt fehlende Mitglieder der Pflichtfeuerwehr durch die Gendarmerie zur Anzeige zu bringen.«

Bei den Behörden verursachte der Brief des Bürgermeisters einige Betriebsam­keit. Das Friedberger Bezirksamt schrieb im Hinblick auf die für den 15. Juni angekündigte erneute Feuerwehr-Übung am 13. Juni an die Gendarmerie-Stati­on Mering,

 »einen Mann (in Eismannsberg) abzustellen und im Einvernehmen mit dem Bürgermeister, die unentschuldigt fehlenden Mitglieder der Pflichtfeuer­wehr festzustellen und zur Anzeige zu bringen.«

Offenbar in der Eile hatten die Beamten übersehen, dass für Eismannsberg nicht die Ordnungshüter in Mering, sondern deren Kollegen in Eurasburg zuständig waren. Doch für den Sergeanten aus Eurasburg gab es am 15. Juni in Eismannsberg nichts zu tun. Tags darauf teilte er dem Bezirksamt mit,

»daß die Übung am 15. laufenden Monats nicht abgehalten, sondern auf eine spätere, noch unbestimmte Zeit verlegt wurde«.

Die Mitglieder der Pflichtfeuerwehr, deren Einsatzfreude offenbar zu wünschen übrig ließ, waren sozusagen die Hilfstruppe der Lösch-Spezialisten der Freiwil­ligen Feuerwehr. Sie wurden als Ordnungsmänner eingeteilt, die die Schadens­stellen absperren mussten. Zu ihren Aufgaben gehörte neben den Hilfsdiensten, Sachwerte zu bergen. Die Pflichtfeuerwehr unterstand dem Kommando der Frei­willigen Feuerwehr.

Quellen:

Staatsarchiv München

private Archive von Josef Helfer und Maximilian Menhard

Stadtbuch Friedberg. Band 1. Friedberg 1992



Im Dienste der »Volksgemeinschaft«

 Politische Brandstifter fördern das Feuerlöschwesen

Aus der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg gibt es keine Unterlagen zum Löschwe­sen. Im August 1929 wurden die Feuerwehrmänner wieder zu einem Löschein­satz gerufen, als der Stadel des Eismannsberger Wirts in Flammen stand. Wie sich später herausstellte, hatte ein durchreisender junger Mann das Gebäude ange­steckt. Bei dem Brand kamen auch einige Schweine zu Tode. Wahrscheinlich lief in den 20er Jahren der Brandschutz zufriedenstellend ab. Denn aktenkundig werden Dinge ja meist erst dann, wenn eine Sache nicht so abläuft, wie es sein soll oder Neuerungen eingeführt werden.

Die gab es dann mit Anbruch des Dritten Reiches. Denn diejenigen, die Ende der 30er Jahre ganz Europa ansteckten, förderten das Feuerlöschwesen im beson­deren Maße. Kaum waren die braunen Machthaber in den Ämtern, gab es erstmal neue Dienstgrade und Schulterklappen. In salbungsvollen Worten wurde die Bedeutung der Feuerwehren herausgestrichen. Vom »ehrenvollen und opferbe­reiten Einsatz für die deutsche Volksgemeinschaft« ist in einem Gesetzestext des Innenministeriums 1939 die Rede.

Erstmals wurden im Herbst 1934 die Kinder an den Volksschulen auch über Vor­beugung und Brandschutz informiert, wie der damalige Lehrer, zweite Bürger­meister und NSDAP-Ortsgruppenleiter Franz Xaver Dieringer dem Bezirksamt mitteilt.

»Zur Min.Bek. v. 17.9.1934 Anz.No. 261/68 wird hiermit Vollzugsanzeige erstattet.«

Diese Aufklärung konnte es indes nicht verhindern, dass gute zwei Jahre später das Schmied-Anwesen in Eismannsberg brannte, nachdem Kinder gezündelt hat­ten.

Auch um die Ausstattung der Wehren bemühte man sich in den 30er Jahren. Anfang 1936 ging in der Gemeindeverwaltung ein Schreiben des Bezirksamtes ein.

»Der Landesbranddirektor Ecker hat in einem Bericht an das Staatsmini­sterium des Innern zum Ausdruck gebracht, dass bei den oberbayerischen Feuerwehren grosse Lücken in der Uniformierung bestehen und die Mann­schaften vielfach mit Zivilkleidern und Helm Dienst verrichten. Dieser Umstand hat dazu geführt, dass sich die Witzblätter in Zerrbildern über die Feuerwehren lustig machen, was ihrem Ansehen abträglich ist. «

In Eismannsberg jedoch gab die Löschtruppe keinen Anlaß zum Amüsement.

 »Die Freiwillige Feuerwehr ist nach Anfrage beim Kdt. gut uniformiert (34 Röcke, 36 Helme und Gurte).«

antwortete Dieringer am 7. Februar 1936.

Kurz vor Kriegsbeginn wurde in Eismannsberg auch wieder einmal der Lösch­teich inspiziert. Er befand sich an der Südseite der heutigen Wirtstraße und wur­de wohl durchaus treffend als »Schäfflerlache« bezeichnet (nebenan ging einst ein Schäffler seinem Handwerk nach), denn Bezirksbrandinspektor Ludwig Walter aus Friedberg bemängelt am 10. Juli 1939:

»Die dortige Löschwasserreserve ist weder geräumt, noch ist eine brauch­bare Saugstelle vorhanden. Diesem Mangel ist mit Beschleunigung abzuhelfen. «

Ab 1939 wurde dann von den Feuerwehrmännern, die damals von Innenmini­ster Wilhelm Frick beschworen, Opferbereitschaft weniger bei Bränden, sondern im Krieg bewiesen. Statt die Gemeinde vor Schaden zu bewahren, mussten Feu­erwehrmänner ausrücken, um weite Teile des Kontinents in Schutt und Asche zu legen. Je länger der Krieg dauerte, desto größere Lücken rissen Einberu­fungen in die Löschmannschaften. Am 6. Mai 1942 gab das bayerische Innenministerium eine Anweisung heraus, die sich mit diesem Problem beschäftigte.

»Der Personalstand der Freiwilligen Feuerwehren ist so zu erhöhen, dass überall jederzeit Schadfeuer aller Art aufs Wirksamste bekämpft 'werden können. Die durch den Krieg bedingten Personalabgänge sind durch Heran­ziehen aller für den Feuerlöschdienst geeigneten Personen auszugleichen. «

Insbesondere sollten auch die Angehörigen der Hitler-Jugend im Feuerwehr-dienst eingesetzt werden. Am 7. Juli 1942 taten in der Gemeinde gerade noch 19 Männer Dienst bei der Feuerwehr, nur noch die Hälfte der in den 30er Jahren vorge­schriebenen »Friedenssollstärke« von 36 Aktiven. Nachdem Bürgermeister Johann Erhard weitere Personen zum Brandschutz verpflichtet hatte, erreichte die Mann­schaft um Kommandant Mathias Helfer am 22. Oktober 1943 die nun auf 27 Mann gesenkte Sollstärke. Zum Vergleich: 1937 zählte die Freiwillige Feuerwehr noch 47 Aktive, der immer noch bestehenden Pflichtfeuerwehr gehörten weitere fünf Personen an.

Im Dezember 1943 wurde auch der Übungsbetrieb verschärft. War es bis in die 20er Jahre üblich, dass im Jahr vier Feuerwehrübungen abgehalten wurden (lan­ge Jahre waren die Termine dafür immer der 25. Februar, 1. Mai, 29. September

und 25. November), so hatten die Feuerwehren mit Handdruckspritze alle 14 Tage »nicht unter zwei Stunden« zu üben, diejenigen mit einer Kraftspritze mussten sogar wöchentlich antreten.

Ein Jahr später reichten offenbar die Männer nirgends mehr, um den Brandschutz sicherzustellen. So wird der Gemeinde am 8. November 1944 geschrieben:

»Die Zeitverhältnisse verlangen unbedingt die Ausbildung von weiblichen Feuerwehrhelferinnen, da auch weiterhin mit starken Einberufungen von männlichen Feuerwehrleuten zu rechnen ist. «

Kurz zuvor hatte die nationalsozialistische Regierung als letztes Aufgebot den sogenannten »Volkssturm« zu den Waffen gerufen, zu dem alle wehrtauglichen männlichen Einwohner zwischen 16 und 60 Jahren eingezogen werden sollten. Deshalb sollte nun in jedem Ort mindestens eine Frauenlöschgruppe von acht Personen gebildet werden. Am 26. November 1944 schickte Bürgermeister Erhard eine entsprechende Liste ins Bezirksamt. Am 25. März 1945 konnte Erhard eine weitere Frauentruppe nach Friedberg melden. Allzuviel wird sie nicht mehr zu tun gehabt haben, denn exakt fünf Wochen später rückten amerikanische Trup­pen ins Gemeindegebiet vor.

Viele Land-Feuerwehren wurden in den 40er Jahren auch zum Einsatz in Groß­städten verpflichtet, die ab 1943 immer häufiger Ziel von Luftangriffen wurden. Die Eismannsberger Feuerwehr gehörte aufgrund der weiten Entfernung nach Augsburg und München jedoch nicht zu dieser Löschreserve, in die aber etwa die benachbarte Wehr in Bachern eingeteilt war.

Kommandanten der Eismannsberger Feuerwehr:

1879 Miller*                             1946 Johann Strobl

1901 Michael Teufelhart           1968 Jakob Bader

  Georg Weindl**               1985 Rudolf Dambor

1937 Mathias Helfer                 1999 Manfred Dambor

2013 Markus Reisländer

 

* Der Vorname Millers ist leider aus den Archivalien des Staatsarchivs München nicht festzustellen.

** Wann Weindl Feuerwehrkommandant wurde, ist nicht mehr nachzuvollziehen. Quellen:

Staatsarchiv München

Gespräch mit Josef Erhard vom 6. März 1994


Die Feuerwehr rüstet auf

Wie Eismannsberg eine moderne Löschtruppe erhielt

Das Ende des Zweiten Weltkrieges bescherte der Freiwilligen Feuerwehr neben einem neuen Kommandanten - Johann Strobl folgte Mathias Helfer - auch neues Löschgerät. Aus den Hinterlassenschaften der sich zurückziehenden Wehrmacht wurde ein Wagen zu einem Feuerwehranhänger umgebaut, in dem das Lösch­gerät aufbewahrt wurde. 1947 wurde auch ein Gerätehaus an der Westseite der Kirche gebaut. 1957 bekam die Freiwillige Feuerwehr die heute noch eingesetz­te Tragkraftspritze.

Die 60er Jahre begannen mit zwei Großbränden in der Gemeinde. Am Nikolaus­tag 1960 brannte ein Anwesen in Holzburg nieder und 1963 ging der Stadel des Feichtbauern in Flammen auf. Um dieses Feuer zu bekämpfen, waren über zehn Feuerwehren im Einsatz.

In den 70er Jahren verbesserte sich die Ausrüstung der Eismannsberger Feuer­wehr in vorbildlicher Weise. Denn die Verantwortlichen in der Feuerwehr und im Gemeinderat hatten einiges nachzuarbeiten, nachdem längere Zeit keine neuen Investitionen für den Brandschutz getätigt worden waren. Neues Schlauchma­terial musste beschafft werden und die Aufsichtsbehörden machten klar, dass das Spritzenhaus und der frühere Wehrmachtsanhänger nicht mehr den Anforde­rungen entsprechen. Das Feuerwehrhaus war nämlich so knapp bemessen, dass kein Feuerwehrmann neben dem Anhänger im Gebäude stehen konnte.

Doch zuvor hatte es eine schwere Krise zu überwinden gegeben. 1968 war sogar zeitweilig der Fortbestand der Freiwilligen Feuerwehr in Frage gestellt gewe­sen, nachdem sich erst nach längerer Suche mit Jakob Bader ein neuer Kom­mandant fand.

Löschfahrzeuge gab es Anfang der 70er Jahre im Kreis Friedberg nur in den großen Orten an der Lechleite, während die Brandschützer im östlichen Hinterland noch immer mit Privatautos, Fahrrädern und Tragkraftspritzen-anhängern ausrückten. Das war für das Landesamt für Brand- und Katastrophenschutz Grund genug, den Eismannsbergern die Anschaffung eines Löschgruppenfahrzeuges vom Typ LF 8 zu empfehlen, für das ein 75-Prozent-Zuschuß winkte. Dadurch musste die Gemeinde nur noch 15000 Mark für diese Neuanschaffung bezahlen, was der Sum­me entsprach, die die Gemeinde auch für einen ohnehin notwendigen Trag­kraftspritzenanhänger lockermachen hätte müssen.

Zugleich mussten Feuerwehr und Gemeinderat daran gehen, an der Stelle des früheren Gemeindehauses unterhalb der Kirche ein neues Feuerwehrhaus zu bau­en. Das neue Feuerwehrgerätehaus wurde mit dem maximal möglichen Staats­zuschuss von 75 Prozent gefördert. Am 20. November 1976 konnten Haus und Fahrzeug geweiht werden. In der späteren Gemeinde Ried und auch im weiteren Umkreis war die Eismannsberger Feuerwehr somit die erste, die ein Löschgrup­penfahrzeug hatte.

Das brachte auch viele Einsätze vor allem in den Glonntalgemeinden mit sich. Als größere Brände seien seither Feuer in Pfaffenhofen, Ebersried, Weitenried, Egen­burg und Hergertswiesen genannt.

Für ein weiteres Aufsehen unter den Feuerwehren des Kreises hatte die Eis­mannsberger Truppe schon 1975 bei der Fahnenweihe der Freiwilligen Feuer­wehr Wulfertshausen gesorgt, als die neunköpfige Damenlöschmannschaft erst­mals »ausrückte«. Es war die erste Frauentruppe im Landkreis.

1977 schließlich setzte die Gemeinde Eismannsberg erneut Maßstäbe, als die Feu­erwehr mit schwerem Atemschutz ausgerüstet wurde. Damit erreichen Ausrü­stung und Ausbildung der Eismannsberger Feuerwehr ihren Höhepunkt. 1978 ging die Zuständigkeit für die Feuerwehr in Eismannsberg mit der Auflösung der Gemeinde nach Ried über.

Nach dieser enormen Aufholjagd, mit der man nicht nur mit anderen Feuerweh­ren gleichzog, sondern für vergleichbare Feuerwehren neue Maßstäbe setzte, soll­te nun die Freude über das Erreichte im Vordergrund stehen, wie der damalige Vorsitzende der Feuerwehr, Erwin Modlinger, zur Fahnenweihe 1984 schrieb:

»Einig war man sich darüber, dass nach langer Zeit harter Arbeit die Festlich­keiten im Vordergrund stehen sollten.«

Zwar hatte die Freiwillige Feuerwehr Anfang der 80er Jahre die für ihre Größe und Bedürfnisse beste Ausrüstung, doch zu Fahnenweihen und Gründungs-jubiläen mussten die Feuerwehrmänner stets ohne Fahne oder Standarte ausrücken.

Vom 6. bis 8.Juli 1984 erlebten Asbach, Burgstall, Eismannsberg und Holzburg noch nie dagewesene Festtage anläßlich der Weihe der neuen Vereinsfahne. Bei schön­stem Sommerwetter beteiligten sich rund 80 Vereine an dem dreitägigen Fest, das mit einem Bunten Abend der südböhmischen Blaskapelle Budvarka aus Budweis begann und am Sonntag mit der Weihe der neu beschafften Fahne und dem Festumzug durch Eismannsberg seinen Höhepunkt erreichte.

Kurz darauf, 1985, wählten die Brandschützer als neuen Kommandanten Rudolf Dambor. Im selben Jahr wurde auch der Feuerwehrverein ins Vereinsregister ein­getragen. Als Vorsitzender wurde Erwin Modlinger bestätigt.

Zufrieden gaben sich die Mitglieder der Feuerwehr mit dem bisher Erreichten nicht. 1986 wurde ein ehrgeiziges Ziel formuliert. Man wollte das bisherige Feuer­wehrhaus vergrößern, um einen großzügigeren Versammlungssaal im Ort zu schaf­fen, den es seit der Schließung der letzten Gaststätte vor 25 Jahren nicht mehr gab. Der Unterrichtsraum war für rund 30 Personen ausgelegt, größere Veranstaltungen mussten immer in Nachbarorten abgehalten werden und für die Jahres­hauptversammlungen und Weihnachtsfeiern musste jedes Mal die Fahrzeughal­le geräumt werden.

Doch nachdem die ersten Baupläne von der Behörde nicht akzeptiert wurden, dau­erte es bis 1990, bis ein genehmigungsfähiges Konzept auf dem Tisch lag. Doch dann gab es noch Schwierigkeiten mit der Bezuschussung. Weil ein im ausge­bauten Dachgeschoß vorgesehener 80 Quadratmeter großer Schulungsraum aus Sicht des Brandschutzes nicht erforderlich sei, verweigerte die Regierung von Schwaben eine entsprechende Förderung.

Nun versuchten Feuerwehr und Gemeinde Zuschüsse für einen »Kulturraum« zu erhalten, was aber ebenfalls nicht möglich war, da die zusätzlichen Flächen in Eis­mannsberg mit bestehenden Einrichtungen in der Gemeinde in anderen Orten verrechnet wurden, was zu dem Ergebnis führte, dass Räume in Eismannsberg nicht zuschussfähig sind. Nach längerem Hin und Her einigte sich die Feuerwehr mit der Gemeinde 1993 schließlich, dass für die Bauausführung der Feuerwehr­verein sorgen müsse und die Gemeinde nur einen Zuschuss von 80.000 Mark geben könne. Ursprünglich hatte der Verein zumindest gewünscht, dass die Gemeinde für den Rohbau und den Dachstuhl sorge, während die restlichen Arbeiten vom Verein und von der Bürgerschaft geleistet werden sollten, denn, so Vorsitzender Erwin Modlinger auf der Bürgerversammlung im April 1991 in Baindlkirch:

»Ich glaub' nicht, dass man verlangen kann, dass wir von Grund auf alles sel­ber hinstellen. «

Dass eine Vergrößerung des Feuerwehrhauses für einen Bürgersaal von den Eismannsbergern gewünscht wurde - was gelegentlich von Kommunalpolitikern in Frage gestellt wurde -, zeigte eine Ortsversammlung am 13. Dezember 1991, als sich 58 von 59 Anwesenden für die Erweiterung aussprachen. Dabei wurde auch deutlich, dass sich viele Bürger der früheren Gemeinde offenbar vom Rieder Gemeinderat zu wenig berücksichtigt fühlen, wie aus den Worten von Komman­dant Rudolf Dambor zu schließen war:

»Wenn Leute einer Dorfgemeinschaft nicht zusammenkommen können, dann ist dies der Tod des Gemeinschaftswillens. Wir sind nicht gewillt, noch länger das Stiefkind der Gemeinde zu sein.«

Und die Eismannsberger Gemeinderätin Rosa Kölnsperger hatte sich im Frühjahr 1991 im Gemeinderat beschwert, dass die Gemeinde Ried seit der Eingemeindung 1978 nichts mehr für Eismannsberg getan habe.

Mehr als 80.000 Mark bereitzustellen, sei nicht möglich, bedauerte auf dieser Ver­sammlung im Dezember 1991 Bürgermeister Johann Klaß, da die Gemeinde in der nächsten Zeit durch den Neubau der Schule und die Sanierung und Erweite­rung der Abwasserkanalisation sehr stark finanziell belastet wird.

Doch die 80.000 Mark, so stellte sich nach Abschluß der Rohbauarbeiten zum Jah­reswechsel 1993/94 heraus, reichten nicht, um die Bauarbeiten trotz aus­schließlicher Eigenleistungen von Bürgern aus der früheren Gemeinde Eis­mannsberg, zu Ende zu führen. Nun erklärte sich der Verein bereit, unter Umständen einen finanziellen Beitrag für das Vorhaben zu leisten. Wie der Bau nun fertiggestellt werden soll, war bei Redaktionsschluß für diese Festschrift noch nicht endgültig geklärt.

Die Erweiterung des Feuerwehrhauses ist ein Beispiel für die in jüngster Zeit gewachsenen Aufgaben des Feuerwehr-Vereins. Schon seit längerer Zeit leiste­ten seine Mitglieder vieles für die Dorfgemeinschaft. So wird regelmäßig ein Maibaum aufgestellt (zusammen mit den Burschen), Weihnachtsfeiern, Weinfe­ste oder Faschingsbälle veranstaltet (leider in den letzten Jahren mit rückläufi­ger Tendenz). 1994 leisten in Eismannsberg 42 Personen aktiven Feuerwehr-Dienst. Die Mitgliederzahl des Vereins beträgt 84.

Quellen:

Gespräch mit Jakob Bader am 23. März 1994. Gespräch mit Josef Erhard am 6. März 1994.

1894-1984.90Jahre Freiwillige Feuerwehr Eismannsberg. Festschrift zum 90jährigen Gründungsfest mit Fahnenweihe der Freiwilligen Feuerwehr Eismannsberg vom 6. bis 8. Juli 1984.

Friedberger Allgemeine vom 4. und 26. April 1991 und 16. Dezember 1991.